Französisch-Wade

Das größte Eröffnungsproblem des Schwarzspielers in vielen Varianten der Französischen Verteidigung ist, dass die Aktivität seines Damenläufers auf c8 durch den Bauern auf e6 relativ beschränkt ist.
Dies trifft auch auf das Vorstoß- oder Einengungssystem (1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5) zu.
Hier werden wir uns mit einem speziellen Eröffnungssystem vertraut machen, bei dem Schwarz seinen „schlechten“ Läufer gegen den „guten“ Läufer von Weiß tauscht – der „Wade-Variante“.
Die ersten Züge dieses Abspiels lauten wie folgt:

1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Db6 5.Sf3 Ld7

Stellung nach…Ld7

Anhand von einigen Partien werden nun die Ideen der „Wade-Variante“ verdeutlicht.

Partie 1:

1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Db6
Die Hauptvariante lautet hier: 4…Sc6 5.Sf3 Db6.
5.Sf3
5.dxc5 ist wegen 5…Lxc5, was zum einen die schwarze Entwicklung fördert und ein Druckspiel gegen f2 erzeugt, nicht gut.
5…Ld7
Beginnt mit dem Abtauschmanöver …Lc8/…Ld7/…Lb5. Der Zug 5…Sc6 leitet in die Hauptvariante über.
6.Le2
Alternativen sind hier 6.a3 und 6.Ld3.
6…Lb5 7.dxc5 Lxc5 8.b4 Lxf2+ 9.Kf1 Ld7 10.Dd2 Sh6 11.Ld3 Sg4 12.Dg5 Lb5 13.c4 Lg3 0-1, Swidler-Shirow, Leon 2004

Partie 2:

1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Db6 5.Sf3 Ld7
Soweit ist alles bekannt.
6.a3
In Partie 1 versuchte Weiß 6.Le2. Mit dem Zug 6.a3 beabsichtigt Weiß den Vorstoß b2-b4.
6…a5
Dies unterbindet das weiße Vorhaben.
7.Ld3
Ein guter Entwicklungszug. Für den späteren weißen Plan wäre allerdings 7.Le2 besser gewesen, wie wir gleich sehen werden.
7…Lb5
Der typische Plan – Schwarz verfolgt den Abtausch der Läufer.
8.Db3??
Ein schlimmer Patzer. Gerne möchte Weiß den gefesselten Läufer erobern. Er übersieht im wahrsten Sinne des Wortes nur eine Kleinigkeit.
8…c4
Dieser kleine Bauer unterbricht die Wirkungslinie des Laufers auf d3 und stellt zugleich eine Bauerngabel auf. Weiß ist verloren und gab auf.
0-1, Meyer-Mack, Badenweiler 1985